Bei der Friedenskirche geht´s rund
Die Entwicklung der Friedenskirche
Schon 1924 waren aufgrund der zunehmenden Zahl an Protestanten im Neubaugebiet zwischen der Pfarrei II (Apostelkirche, Ludwigshafen-Hemshof) und der Pfarrei III (Pauluskirche, Ludwigshafen-Friesenheim) erste Überlegungen angestellt worden, eine Kirche im Stadtteil Lu-Nord zu errichten. Als geeignet für den geplanten Kirchenbau wurde der Schnittpunkt von der Fichte- und Rupprechtstraße (heute Leuschnerstraße) angesehen, da damit eine städtebauliche Achse vom Eingang des Ebertparks, der 1925 eröffnet wurde, und dem geplanten Kircheneingang entstehen konnte.
In den Jahren 1925/26 wurden zwei Wettbewerbe zum Bau der Kirchenanlage, bestehend aus Kirche, Pfarrhaus sowie Schwestern- und Gemeindehaus, ausgeschrieben. Die Architekten Latteyer und Schneider aus Ludwigshafen wurden daraufhin mit der Projektbearbeitung betraut. Es war geplant, eine Zentralkirche zu bauen, bei der Kanzel und Altarbild zum Richtpunkt des Raumes werden sollten. Weiterhin wurde der Versuch gemacht, den Turm über der Mitte des zentralen Kirchenraumes zu errichten - ein in der damaligen Zeit bemerkenswerte und kühne Idee, die nur mit Hilfe modernster Baukonstruktionen zu verwirklichen war. Es war vorgesehen, den Kirchenraum für ca. 800 - 1000 Besucher und die Empore für ca. 150 Sänger zu schaffen.. Der Grundriss stellte einen Kreis mit 35 m Durchmesser dar. Die Höhe des Kirchenschiffs war mit 13 m geplant, die Gesamthöhe des Bauwerks bis zur Oberkante des Turmkreuzes sollte 54,5 m betragen. Der Turm selbst, eingebettet in ein Eisenbetongerippe, sollte 25 m hoch werden. Zur Erreichung einer guten Akustik mussten umfangreiche Vorkehrungen getroffen werden. Dies erreichte man dadurch, dass die Umfassungen mit Korkplatten und die Decke mit Holz verkleidet wurden. In den Jahren 1931/32 wurde die Kirche errichtet. Sie galt damals als markantes Beispiel evangelischen Kirchenbaus in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Ein kühner Versuch, mittels Einsatz neuer Konstruktionen und Materialien war gelungen. Das entstandene Kirchenbauwerk hatte weit über die regionalen Grenzen hinweg Aufsehen und Bewunderung erregt.
Die neu errichtete Friedenskirche
war Zentrum des 1927 neu geschaffenen Seelsorgebezirks 3 der Apostelkirchengemeinde. Am
17. Juli 1932 wurde die Friedenskirche unter großer Anteilnahme der Bevölkerung
eingeweiht.
Schon wenige Jahre nach der Einweihung brach der Zweite Weltkrieg aus. Durch zahlreiche Bombenangriffe wurde die Kirche in den Jahren 1943/44, zusammen mit den Nebengebäuden, stark beschädigt bzw. zerstört. Lediglich die tragenden Säulen sowie der auf einer Eisenkonstruktion sitzende Turm blieben stark beschädigt erhalten.
Während dieser Zeit und unmittelbar nach dem Kriege fand die Friedenskirchengemeinde Aufnahme bei der Apostelkirche im Hemshof. Durch die nicht unerhebliche Entfernung zwischen Wohnsitz der Gemeindeglieder und der Apostelkirche in der Rohrlachstraße bestand deshalb der Wunsch und die Notwendigkeit, so schnell wie möglich an den Wiederaufbau der zerstörten Friedenskirche zu gehen. Auf Grund eines engeren Wettbewerbs wurde die Planung für den Wiederaufbau Herrn Prof. Zinßer aus Hannover übertragen. Dem neuen Entwurf lag ein Raumprogramm zu Grunde, das sich aus der Eigenart und den Notwendigkeiten des damaligen Gemeindelebens entwickelte. Man hatte deshalb vorgesehen, im Erdgeschoss Räume für Konfirmanden- und Jugendarbeit sowie für größere Gemeindeveranstaltungen zu errichten, während das Obergeschoss den eigentlichen Kirchenraum aufnehmen sollte. Für die Bauleitung wurden wieder die Architekten Latteyer und Koch aus Ludwigshafen gewonnen.
Nach einer Bauzeit von 2 Jahren war es dann am 29.4.1956 wieder soweit, dass die Kirche zum zweiten Mal eingeweiht werden konnte. Nach einem Abschiedsgottesdienst in der Apostelkirche bewegte sich die Gemeinde am Sonntag Jubilate, angeführt von den Geistlichen, Jugendlichen und dem Posaunenchor sowie dem Presbyterium zur neuen Friedenskirche, wo nach der Übergabe des Schlüssels durch die Architekten anschließend der Festgottesdienst stattfand.
Der überregionale Ruf der ersten Friedenskirche war neben der Kühnheit der Architektur vor allem auf das von Prof. Slevogt gestaltete Altarbild "Golgatha" zurückzuführen. Im Frühjahr 1932 nahm Prof. Slevogt das riesige Werk (100 qm Fläche, Freskomalerei) in Angriff, er beendete das Werk unter großen körperlichen Anstrengungen, vom Schatten des Todes gezeichnet. Es war kein zur Andacht stimmendes Altarbild, eher ein düsteres Zerrbild menschlicher Hilflosigkeit und Ohnmacht. Das Bild zeigte den Gekreuzigten ganz ohne die gewohnte biblische Umwelt. Die traditionellen Figuren (Maria, Johannes, der römische Hauptmann mit den Soldaten) sucht man vergebens. Zu sehen ist ein Trauerzug mit schwarz gekleideten Leichenträgern, eine zusammengebrochene gramgebeugte Witwe, unter dem Kreuz stellen Arbeiter eine Tragbahre mit einem Kranken ab. Hoch auf dem Felsen ragt das Kreuz mit dem gekreuzigten Jesus empor, unterhalb sind die beiden Schächer gekreuzigt, einer mit abwehrender Gebärde, der andere dem Erlöser in Ruhe zugewandt. Am Holzstamm angelehnt verharrt eine dunkel gekleidete Frau in trotziger Ablehnung, ihr gegenüber hält eine Mutter ihr Kind dem Heiland entgegen.
Der Verlust dies Bildes bedingt durch die Kriegseinwirkungen, schien besonders schmerzlich. Man hatte sich deshalb schon früh bei der Errichtung der neuen Friedenskirche Gedanken wegen eines neuen Altarbildes gemacht und sich für einen Entwurf des in Heidelberg lebenden Künstlers Harry MacLean entschieden. Die hinter dem Altar stehende Betonschale von 6,57 M Höhe und 14,10 m geschwungener Länge sollte der neuen Friedenskirche ähnlich wie das Golgatha-Fresko in der alten Kirche einen besonderen Inhalt geben. Der Heidelberger Künstler schuf 1957 auf dieser Fläche ein feines Glasmosaik auf matter Kupferfolie, das Engel und Kreuzigung zueinander in Beziehung setzt und so eine Tradition christlicher Kunst fortsetzt - Darstellungen der von Seraphim umschwebten Herrschergestalt Gottes und Christus im Zeichen des Kreuzes sind schon aus dem 10. Jahrhundert bekannt. Das neue Altarbild der Friedenskirche vertieft in entscheidender Weise den Charakter des Kirchenraums als gottesdienstliche Stätte, das Altarbild verkündigt und predigt so den gekreuzigten Christus, der vom Lobpreis der Seraphim umgeben ist.
Der Wiederaufbau der Friedenskirche wurde 1957 fortgesetzt mit der Errichtung des Pfarrhauses Leuschnerstraße 56, mit dem Einbau einer Orgel 1958, der Erbauung des Kindergartens 1959 und der Fertigstellung eines neuen Geläuts 1962. Am 1. April 1956 wurde die Friedenskirchengemeinde auf Beschluss der Protestantischen Kirchenregierung in Speyer als selbständige Gemeinde installiert, deren Grenze mit dem bisherigen Seelsorgebezirk 3 der Pfarrei II Ludwigshafen a. Rh. - Nord zusammenfällt. Die neue Pfarrei Ludwigshafen a. Rh. - Nord besteht aus der Kirchengemeinde Ludwigshafen a. Rh. - Nord (Friedenskirche).
Mit Erlass des rheinland-pfälzischen Ministeriums für Unterricht und Kultus vom 23. August 1956 wurde der Kirchengemeinde schließlich die Eigenschaft einer Körperschaft des öffentlichen Rechtes verliehen.
Daten zur Friedenskirche im Zusammenhang:
1927 Einrichtung eines 3. Seelsorgebezirk der Apostelkirchengemeinde im Gebiet der heutigen Friedenskirchengemeinde
6.4.1931 Grundsteinlegung der alten Friedenskirche
Frühjahr 1932 Max Slevogt vollendet das Golgatha Fresko
17.7.1932
Einweihung der alten Friedenskirche
Oktober 1944 Zerstörung der Friedenskirche und des Pfarrhauses durch Bombenangriffe
22.4.1956
Einweihung der wiederaufgebauten Friedenskirche
23.8.1956
Einrichtung einer selbständigen Kirchengemeinde Ludwigshafen Nord
(Friedenskirche)
1957
Harry MacLean vollendet das neue Altarbild
Dezember 1957
Neubau des Pfarrhauses beendet
1958
Einbau der neuen Steinmeyer Orgel
Januar 1959
Einrichtung des Kindergartens
8.4.1962
Einweihung des Geläuts
Frühjahr 2008:
Rostschäden an den Stahlzügen im Kellerbereich werden festgestellt und können zu
Schließung der Kirche führen.
Mitte 2009:
Genaue statische Gutachten ergaben, dass keine unmittelbare Gefahr für die
Stabilität der Kirche besteht, eine Sanierung innerhalb der nächst 3-5 Jahre ist
jedoch unausweichlich.
Frühjahr 2010:
Die Finanzierung des 1. Bauabschnitts in Höhe von 260 000 € (Abdichtung der
Fundamente gegen eindringendes Feuchtigkeit) ist gesichert
März 2011
kann mit der Isolation des Fundaments und des Umgangs begonnen werden.
Januar 2013: Inbetriebnahme des eingebauten Fahrstuhls (Keller, EG, Kirche)
Mitte 2014: Die Planung der Bauphase
II (Sanierung der verrosteten Unterzüge und des Betons im unbefestigten
Kellerbereich) ist abgeschlossen, die Kosten werden mit
180
000 € ermittelt.
Ostern 2015: Abschluss der
Sanierungsarbeiten der Bauphase II, die Sanierungskosten sind über Mittel des
Förderkreises, der Baubedarfszuweisung durch den Kirchenbezirk und ein Darlehen
der Landeskirche ausfinanziert.
April 2015: Die Stabilität des
Kirchengebäudes ist nachhaltig gesichert